Interview mit Frank Otten, Vorstand der Varengold Bank, über das Engagement im Bereich Marketplace Banking

Frank Otten, Vorstand der Varengold Bank

Herr Otten, Sie konzentrieren sich mit der Varengold Bank auf Marketplace Banking. Was sind die Gründe dafür?

„Wir Banken sind in der Vergangenheit unserer Kernaufgabe nicht besonders gut nachgekommen. Es ist unser Job, Menschen Zugang zu Kapital und Finanzdienstleistungen zu ermöglichen. Schnell und unkompliziert. Fintechs haben erkannt, was wir versäumt haben, und mit den Marketplace Lending Plattformen ein zukunftsfähiges Alternativangebot entwickelt. Deshalb finanzieren wir Marktplätze und unterstützen deren schnelles und erfolgreiches Wachstum.“

Aber dann könnte sich die Varengold Bank doch einfach selbst stärker im Kreditgeschäft engagieren? 

„Die Marketplace-Lending-Plattformen punkten vor allem mit Anwenderfreundlichkeit, moderner Technik und Schnelligkeit. Dafür sind sie mit ihren technologiegetriebenen, effizienten Prozessen perfekt aufgestellt. Das könnten wir weder besser noch schneller anbieten – zumindest nicht, ohne im großen Stil in den Ausbau unserer IT-Abteilung zu investieren. Wir sind kein Fintech. Wir sind eine Bank und bleiben eine Bank."

 

Und was ist die Konsequenz daraus?

„Wir bieten den Fintechs unser Banking-Know-how und unsere Banklizenz, ohne die sie in den meisten europäischen Ländern keine Kreditgeschäfte abwickeln dürfen. Gepaart mit ihrer technologischen Expertise entstehen so zukunftsfähige Banking-Produkte, die das Beste aus zwei Welten verbinden. Davon profitieren alle.“

 

Nun sind Sie nicht die erste und auch nicht die einzige Bank, die Fintechs ihre Banklizenz und ihre Hilfe anbietet. Was machen Sie anders oder besser als die Konkurrenz? 

„Wir befassen uns wesentlich früher mit den Ideen unserer potenziellen Kunden und sind auch schon in der Frühphase bereit zu investieren. Wir wollen uns vor allem mit unserem Marketplace Lending Angebot positionieren und den Fintechs helfen zu wachsen, indem wir ihre Kreditportfolios refinanzieren.“

 

Das heißt, Sie geben das Geld und für den Rest suchen sich die Fintechs einen anderen Partner?

„Nein, ganz im Gegenteil. Wir beginnen mit der Finanzierung, denn ein Marktplatz braucht für sein Geschäftsmodell neben einer Banklizenz ja vor allem Kapital. Die Refinanzierung des Kreditportfolios soll aber nur der Anfang einer langfristigen Zusammenarbeit sein. Wir unterstützen den Kunden mit unseren modularen Fronting Services bei der Kreditvergabe und dem Kontoservice. Außerdem akquirieren wir in den Bereichen DCM und ECM geeignete Partner über unser Netzwerk, um ggf. zusätzlichen Fremd- und Eigenkapitalbedarf unseres Kunden zu decken. Er wählt die Bausteine, die er für sein Geschäftsmodell braucht. Und da er über moderne Schnittstellen an unser Banksystem angebunden ist, kann er dann auch schnell in den Markt eintreten.“